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Auf zum Jarre! Seit Wochen zieht es mich ins schwedische Fjäll, doch für eine längere Tour haben bisher weder Zeit noch Wetter gepasst. Nachdem mehrere Freunde den Jarre als leicht zugänglichen Berg mit Aussicht empfohlen haben, wurde spontan entschieden: Dort fahre ich jetzt hin! Die Tage werden einige Wochen nach Mittsommer schließlich schon wieder kürzer. Will ich noch einmal eine Nacht bei Tageslicht auf einem Berggipfel verbringen, sollte ich mich sputen.

Gesagt, getan!

Nur etwa 100 Kilometer von zu Hause entfernt starte ich nach einer entspannten Fahrt meine Wanderung. Novum: Heute begleiten mich zwei Hunde. Umiak lebt erst seit zwei Wochen bei uns und beweist trotz seiner 10 Jahre, dass er bei weitem nicht müde ist. Was auf „gemütlichen“ Spaziergängen schon mal nervt, erweist sich bei einem Bergaufmarsch als ernsthaft hilfreich: Ich werde praktisch den Berg nach oben gezogen – auch nicht schlecht!

Nach nur 2 Kilometern erreichen wir die Baumgrenze und genießen die erste herrliche Aussicht. Oder besser … ich genieße. Die Hunde wollen gern weiter – warum sinnlos rumstehen, obwohl nichts passiert?

Panoramaausblick aus dem Zelt

Wenig später ist das Zelt aufgebaut. Gibt es einen schöneren Ausblick als diesen? Was für ein Luxus: Inmitten der Wildnis des Pärlälven Fjällurskog Naturreservats, ohne einen einzigen Menschen zu treffen, inmitten der Natur.

Arial und Umiak
Wollgras

Diesen Wandertag hatte ich mir nicht umsonst ausgesucht: Keine Wolke sollte den Himmel bedecken, kein Lüftchen wehen und mich erst recht kein Regen überraschen. Nun … so ganz stimmte die Prognose nicht 😉

Abendsonne und Regenschauer

Schon bald sehe ich in der Ferne Schauer durch die Landschaft ziehen, immer wieder von Sonnenstrahlen beleuchtet. Ich halte inne, schaue, staune. Atme tief durch und bin glücklich, hier sein zu dürfen.

Noch regnet es nur in der Ferne über dem Karats

Irgendwann treibt uns ein kräftiger Schauer ins Zelt. Umiak ist zu Beginn etwas skeptisch, beruhigt sich jedoch schnell. In der Sorge, das einmalige Licht einer nordschwedischen Sommernacht zu verpassen, störe ich die beiden Hunde offenbar in ihrem Schönheitsschlaf – mehr als einmal ernte ich vorwurfsvolle Blicke.

Aber ich muss nach draußen schauen, muss einfach! Zu keine Minute wird es richtig dunkel, immer schimmert in der Ferne der rote Schimmer einer unter- und aufgehenden Sonne und spiegelt sich im See. Bei einem solchen Ausblick braucht man kein Fernsehen!

Kurz nach Mitternacht

Genau um 2.22 Uhr sollte die Sonne wieder aufgehen, und genau das tut sie auch. Warmes Licht und der wunderbare Duft nach feuchtem Sommermorgen im Fjäll begleiten mich durch die ersten Stunden des Tages. Ist alles schön und perfekt? Nicht ganz: Auch die Mücken beenden ihre Nachtruhe und leisten uns ungebetene Gesellschaft.

Zeit, das Zelt abzubrechen! Ich weiß, dort unten steht in nur zwei Kilometern Entfernung mein Auto. Doch solange ich hier oben stehe, kommt es mir meilenweit weg vor. Hier oben bin ich allein und habe das Gefühl, diesen Platz nur für mich zu haben.

Warme Morgensonne etwa 3 Uhr morgens
Bald sind die Moltebeeren reif!
Warmes Morgenlicht während des Abstiegs

Mein Fazit:

  • Unglaublich, wie frei der Kopf mit nur einer kleinen Übernachtungstour wird!
  • Zwei kräftige Hunde sind eine echte Herausforderung!
  • Hier oben wachsen mehr Moltebeeren als zu Hause.
  • Der Jarre kann auch als Tagesausflug leicht bestiegen werden.
  • Ich komme zurück. Ganz sicher.

Gibt es einen besseren Anlass für den ersten Artikel als eine waschechte Mittsommer-Feier? Nun leben wir beinahe drei Jahre hier und ich muss zu unserer Schande gestehen: Typisch schwedisch haben wir die Feier zur Sommersonnenwende (Midsommar) noch nicht begangen. Blumenkränze auf dem Kopf? Ein traditionelles Buffet? Fehlanzeige!

Die Einladung von Sami und Linnea kam da gerade recht!

Trotzdem kamen noch einmal Zweifel auf: Wir kennen uns noch nicht allzu gut, und von den vielen weiteren Gästen kenne ich – niemanden. Keinen einzigen. Für einen Introvertierten wie mich ist die Kombination aus a) vielen Menschen, b) unbekannten Menschen und c) einer Feier eine oft wenig attraktive Vorstellung.

Aber was tut man nicht alles für ein Mittsommer-Buffet? Und Erdbeertorte?? Schnelle Entscheidung: Wir machen das. Ich muss ja nicht ewig bleiben 😉

Programmpunkt 1: Kränze binden. Unser Urteil: Macht Spaß, leider erwiesen wir uns als eher unbegabt. Egal! Zitat der Gastgeberin: „Die Kränze sollen hässlich sein!“ Perfekt – dieses Kriterium haben wir erfüllt.

Unsere ersten Mittsommer-Kränze
Zwei Neulinge im Kranzbinden

Das weitere Programm erwies sich als überraschend angenehm: Ein Besuch im Fjällträdgård in Jokkmokk inklusive Tanz und Gesang (Mitmachen war erlaubt, aber nicht gefordert), und wir treffen Freunde und Bekannte (ja … so langsam kommen wir in der neuen Heimat so richtig an). Später findet eine typisch schwedische „Tipspromenad“ statt,eine Art Spaziergang, auf dem Quizfragen beantwortet werden müssen. Mein Team hat übrigens verloren 😉

Midsommar-Firande im Fjällträdgard
Midsommar-Firande im Fjällträdgard

Schön: Wir treffen auf eine wirklich gemischte Truppe! Der Mexikaner, der lange in Stockholm gelebt hat und nun in Jokkmokk wohnt. Die Kolumbianer, die länger in Spanien waren und nun hier am Polarkreis leben und arbeiten. Und der Deutsche, der in Buenos Aires studiert hat und mit unserem mexikanischen Gastgeber befreundet ist. Dazu viele Schweden, die in Großstädten weit im Süden leben und oft zum ersten Mal in ihrem Leben so weit nördlich wie in Jokkmokk waren. Mit solchen Menschen fällt es sogar mir schwer, kein Gesprächsthema zu finden.

Midsommar-Firande im Fjällträdgard

Mein Fazit:

  • Die offiziellen Mittsommer-Feierlichkeiten waren typisch für Jokkmokk: Gemütlich, charmant, arrangiert von warmherzigen Menschen.
  • Das graue Wetter hat dem Spaß keinen Abbruch getan.
  • Mein erstes echtes Mittsommer-Buffet war ein echter Genuss – inklusive des „Ich esse nie wieder was!“-Gedanken.
  • Wie konnte ich so lange den Fjällträdgård ignorieren? Diesen botanischen Garten werde ich demnächst noch einmal in Ruhe besuchen!
  • Auch wenn alle bis in die Nacht feiern, kann man früher nach Hause gehen. Jawohl.
Lachs, Västerbottenpaj, Eier mit Kaviar, Fladenbrot, Erdbeertorte – ein Genuss!
Der Flieder blüht
Der Flieder blüht!
Blumen zum Kranzbinden
Bunt trotz grauem Wetter

Man nehme: Besuch aus Deutschland, herrliches Frühsommerwetter, Kamera, Hund und etwas Verpflegung – fertig ist das Rezept für eine gelungene Übernachtungstour mit Wildnischarakter! Im letzten Jahr habe ich gelernt, dass es nicht immer die hohen Berge sein müssen, in denen ich Mini-Auszeiten verbringe. Oftmals reicht schon ein Naturreservat um die Ecke – zum Beispiel Serri.

Der große Vorteil gegenüber vieler anderer Naturschutzgebiete in der Umgebung: Hier gibt es Wege und sogar (tadaaaaa!) Toiletten. Bevor zu hohe Erwartungen entstehen: Natürlich handelt es sich um die im Volksmund bekannten „Plumpsklos“, etwas anderes wäre auch reichlich deplatziert. Doch schon diese im Vergleich zu „irgendwo im Wald“ vorhandenen Annehmlichkeiten machen Serri zu dem perfekten Ausflugsziel für alle Naturliebhaber.

Der Sommer kommt in großen Schritten

Margit und ich gehen es ruhig an: Erst wird das Zelt an einem der Gåsmyrtjärnarna aufgebaut, dann geht es mit leichtem Gepäck auf Wanderschaft zum Tjädervintjärnen. Wir gehen auf Bohlenwegen, klettern über umgestürzte Bäume und saugen den betörenden Luft des Waldes in uns auf. Wie unglaublich schön es hier ist! Kein Verkehr, keine Menschen – nur wir beide und eine erfreute Husky-Dame.

Abendlicht über dem See

Am Abend heißen uns doch ein paar Mücken willkommen, und wir ziehen uns ins Zelt zurück. Als motivierte Wandersleute erkunden wir am nächsten Morgen gleich noch das Naturreservat gegenüber: Hästkullen. Die versprochene Aussicht haben wir zwar nicht gefunden, dafür gab es eine sagenhaft schöne Wanderung durch einen lichten Wald mit verwunschenen und knorrigen, alten Bäumen – auf jeden Fall einen Besuch wert!

Informationen zum Serri Naturreservat auf Englisch zum Download: https://www.lansstyrelsen.se/download/18.1dfa69ad1630328ad7c1c7ad/1526067825158/Serri_eng_120605_webb.pdf

Dreizehenspecht

Mein Fazit:

  • Das Hilleberg Allak ist gerade eben groß genug für zwei Personen und einen nicht zu großen Hund.
  • Anfang Juni ist eine herrliche Zeit im Serri!
  • Ich habe zum ersten Mal einen Dreizehenspecht gesehen.
  • Das erste Mal Baden der Saison – temperaturmäßig eine echte Herausforderung 😉
Eine Husky-Dame möchte ausschlafen
Ein Weg in die Wildnis

Warme Temperaturen, weitgehend mückenfrei, Vogelgezwitscher: Der Mai ist eine meiner Lieblingsmonate zum Wandern in der Umgebung. Besonders luxuriös ist das traumhafte Serri Naturreservat um die Ecke. Nur etwa 20 Kilometer entfernt, ausgestattet mit gut gepflegten Bohlenwegen, Grillplätzen und Unterständen – beinahe Sterne-Standard!

Erste Wanderung der Saison

Unser Weg führt uns durch Sumpfgebiete, herrlich wilde Wälder mit Urwaldcharakter und entlang von blau glitzernde Seen – ein Traum! Wie auch sonst lassen wir die offiziellen Anlagen links liegen und suchen uns einen Zeltplatz mit Panoramablick direkt am Wasser.

Unglaublich, wie schnell man sich aus dem Alltag entfernen kann, wie wenig man an Arbeit denkt und welche herrliche Ruhe einem ein solches Naturreservat gibt!

Hier gibt es Informationen auf Englisch zum Herunterladen: https://www.lansstyrelsen.se/download/18.1dfa69ad1630328ad7c1c7ad/1526067825158/Serri_eng_120605_webb.pdf

Die letzten Überreste des Winters
Panoramablick
Dem Eis beim Schmelzen zuschauen
Noch sind die Sümpfe braun vom Winter
Arial sitzt gern im Zelt
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