Politik? Hat mich früher nie interessiert. Umwelt- und Naturschutz … ja … klar, irgendwie gab es diese Themen. Aber ganz ehrlich? So richtig präsent sind sie eben nicht, wenn man gemütlich in einem Eiscafé in einer deutschen Großstadt sitzt und sich des Lebens erfreut.
Hier ist das anders.
Mit der Auswanderung und dem Leben in einer völlig anderen Umgebung als in Mitteleuropa werden plötzlich Themen präsent, die vorher weit weg waren: Abholzung von Urwäldern, Ausbeuten von Natur und Einschränkung von Kultur und Lebensweisen. Plötzlich sind Buzzwords wie „Nachhaltigkeit“ und „Klimaveränderung“ nicht nur Worte, sondern Realität zum Anfassen.
Hier oben gibt es sie noch: die unberührten Gebiete, die Urwälder und die wenigen Plätze auf dieser Erde, in die der Mensch noch nicht eingegriffen hat. Doch seit Jahren herrscht ein Kampf um eine Eisenerz-Grube, die Teile dieser Gebiete zerstören würden. Vermutlich fühlt sich das Thema deshalb so persönlich an: Weil es nicht nur „Yet another mine“ ist, sondern eine Region, die weitgehend unberührt ist, in der noch immer Samen ihre Rentiere weiden lassen und die mein Herz seit dem ersten Besuch vor vielen Jahren gefesselt hat.
Der Gedanke, dass wir als Menschen auch die letzten naturbelassenen Gebiete zerstören müssen, fühlt sich falsch und schmerzhaft an. Seit Jahren polarisiert das Thema, gehen die unterschiedlichen Lager auf die Barrikaden und kommen sich keinen Schritt näher. Die eine Seite wird als hinterwäldlerische Öko-Fritzen bezeichnet, die anderen als kurzsichtig denkende Profitgeile.
Nun … vielleicht bin ich mittlerweile gern hinterwäldlerisch und öko. Kann ein Grube ein paar wenige Arbeitsplätze schaffen? Bestimmt. Sind diese Arbeitsplätze es wert, dass der so wichtige Tourismus in der Region beeinflusst wird, die Samen in ihrer Rentierzucht eingeschränkt werden und über die Menschen hier als „What local people?“ bezeichnet werden? Nein, das sind sie nicht. Definitiv nicht.
Zum ersten Mal in meinem Leben nehme ich also an einem Protestcamp teil. Rede mit Menschen, die ähnliche Ansichten haben, die keine aktivistischen Spinner sind. Menschen, deren Vorfahren seit Generationen hier leben, die sich ausgebeutet fühlen und denen diese so einmalige Natur ebenso am Herzen liegt wie mir.
Ja, hier oben leben nicht viele Menschen – aber auch diese haben Rechte. Werden diese als wichtiger als kurzfristiger Profit gewertet? Wir werden sehen. Aktuell liegt der Fall bei der schwedischen Regierung – und das Warten geht weiter.
Mehr Infos auf Schwedisch:
http://mattisblogg.se/2018/09/gallok-och-ett-gruvfritt-jokkmokk/
https://kvikkjokk.nu/gruvmotstand-i-jokkmokk-2007-2019/
Mehr Infos auf Englisch: https://www.aljazeera.com/programmes/witness/2019/02/gallok-battle-sami-rights-sweden-190204093418965.html
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