And into the forest I go, to lose my mind and find my soul
John Muir
Leben und arbeiten im Paradies – wer träumt nicht davon? Nun sieht dieses „Paradies“ für jeden etwas anders aus. Was für andere Palmen und Sandstrände sind, ist für mich die einmalige Landschaft Nordschwedens. Seit meiner ersten Reise im Jahr 2009 hat mich diese Region nicht mehr losgelassen. Plötzlich gab es einen Ort, der mich immer wieder gerufen hat, an dem mein Herz höher schlägt und an dem ich mich vom ersten Moment an zu Hause fühlte.
Es folgten viele Reisen und immer längere Aufenthalte hier oben – jedes Mal mit schwerem Herzen und dem unbedingten Wunsch, bald zurückzukehren. Irgendwann und im Nachhinein reichlich unvorbereitet fällten wir die lebensverändernde Entscheidung: Wir wandern aus!
Ein Leben am Polarkreis
Mittlerweile kommt mir vieles alltäglich vor, doch manchmal lehne ich mich zurück und reflektiere, wie unterschiedlich mein Leben zu früher ist:
- Im Winter werden es gern mal unter -40 Grad.
- Im Sommer geht die Sonne für mehrere Wochen nicht unter.
- Die nächste Pizzeria ist 45 Kilometer entfernt.
- Ich wohne direkt am Fluss, dessen Eis im Winter laut knarzt und kracht.
- Für einen „richtigen“ Einkauf fahre ich 130 Kilometer.
- Ich entscheide selbst, wann und wie viel ich arbeite.
- Zwei lebendige Huskys sorgen für jede Menge Bewegung.
- Statt Straßenlärm umgibt mich Vogelgezwitscher.
- Im Winter läuft schon mal ein Elch durch den Garten.
- Im letzten Winter war die Straße vor dem Haus 6 Monate lang von Schnee bedeckt.
Süchtig nach Draußensein
Das Kajak direkt vom Grundstück zu Wasser lassen … Bei den täglichen Hundespaziergängen keiner Menschenseele begegnen … Tagelang in Naturreservaten und Nationalparks völlige Einsamkeit verbringen … Frisches Wasser aus Gebirgsflüssen trinken … Im Sommer Beeren ernten … Im Winter direkt von der Haustür aus Skilaufen – das alles ist Lebensqualität!
Was ich früher nur vage geahnt habe, zeigt sich hier jeden Tag aufs Neue: Draußensein macht glücklich! Es fühlt sich unglaublich befreiend an, Zeit und Platz zu haben, um durchzuatmen, den warmen Schein der Mitternachtssonne zu betrachten und das Plätschern von kleinen Waldbächen zu hören. In meinen Artikeln nehme ich dich gern mit nach draußen, zeige dir, wie beruhigend und inspirierend eine unberührte Landschaft ist.
Träume leben
Ist Auswandern einfach? Ist hier immer nur alles schön? Mitnichten. Dieser Schritt war enorm und viel größer, als ich vorher geahnt habe. Doch er war richtig und gut und das Beste, was ich jemals getan habe. Eines meiner wichtigsten Mottos im Leben: Ich möchte nicht später zurückblicken und mich fragen, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich den Mut gehabt hätte, etwas zu wagen.
Nun … ich habe es gewagt – und es fühlt sich verdammt gut an. Was klischeehaft klingt, stellt sich als wahr heraus: Stelle dich deinen Ängsten und wachse an Herausforderungen. Probleme lösen sich auf den Weg, auch ohne alles von Vornherein zu durchdenken.
Mitdenken
Nicht alles ist schön, und viele Probleme zeigen sich erst, wenn man nah dran ist. Umwelt, Klima und Natur liegen mir zugegeben erst so richtig am Herzen, seitdem ich hier oben lebe. Ganz nah erlebe ich, wie drastisch sich Temperaturunterschiede auswirken und welchen Einfluss der Mensch auf unseren Planeten hat. Es nimmt mich ehrlich mit zu sehen, wie Urwälder abgeholzt und unberührte Regionen durch Bergbau und Forstwirtschaft vernichtet werden. So schön es hier am Polarkreis ist und so sehr ich jeden Tag genieße: Ab und zu werde ich auch über diese Themen berichten – weil sie mir am Herzen liegen.
Lust auf Abenteuer!
Nach turbulenten Jahren mit Umzügen, Renovierungen, Unternehemsaufbau und vielen kleinen Herausforderungen gibt es nun mehr Zeit für Abenteuer, kleine wie große. Wann immer möglich, schnappe ich mir Zelt, Kajak oder Packraft, lege Kameraausrüstung dazu und gehe nach draußen. Willst du dabei sein? Dann folge mir!
I’d rather regret the things I’ve done than regret the things I haven’t done.
Lucille Ball